Bauphysik

Wärme- & Feuchteschutz



Dachkonstruktionen

An folgendem Beispiel möchte ich Ihnen zeigen, welche Stolperfalle in einem eigentlich einfachen Fall auftreten kann. Das Beispiel zeigt einen typischen Aufbau einer Zwischensparrendämmung. Der U-Wert dieses inhomogenen Aufbaus ergibt sich resultierend zu rund 0,24 W/m²K, also ein durchaus guter Wert.  Inhomogen deshalb, weil der U-Wert im Sparrenbereich [5b] = 0,410 und im Gefachbereich [5a] = 0,183 W/m²K beträgt. Ebenfalls typisch ist, dass die Gipskartonplatte bauliche Öffnungen [1b] bekommt oder unbeabsichtigt offene Fugen an den Plattenrändern durch nachträgliche Rissbildung entstehen.

Die beiden Aufbauten in den Bildern unterscheiden sich nur durch die Lage der Dampfsperrfolie [3].

1a Gipskartonplatte
1b Plattenöffnung für z.B. Einbauleuchte
2a Untere Lattung
2b Installationsebene (E-Kabel)

3 Sperrfolie (Dampfsperre)
direkt unter dem Sparren / unter der Dämmung


4 Obere Lattung
5a Zwischensparrendämmung 160 mm WLS 035
5b Dachsparren 160x200 mm


1a Gipskartonplatte
1b Plattenöffnung für z.B. Einbauleuchte
2a Untere Lattung
2b Installationsebene (E-Kabel)

3 Sperrfolie (Dampfsperre)
zwischen unter und oberer Lattung


4 Obere Lattung
5a Zwischensparrendämmung 160 mm WLS 035
5b Dachsparren 160x200 mm

Die Folie liegt im oberen Bild falsch, im unteren richtig. Wie erklärt sich das?

Im Bild links habe ich Ihnen für den gleichen Aufbau den Verlauf der Isothermen (Linien gleicher Temperatur) ermittelt.

Das Kriterium ist der Verlauf der 12,6 °C-Isotherme.  Man sieht deutlich, dass die wesentlich höhere Wärmeleitfähigkeit des Sparrenholzes [5b] die Isotherme in der Flucht der Sparren "nach unten drückt", also über die Folie hinaus. Da die Folie selbst praktische keine wärmedämmende Eigenschaft hat, wird die Folie im Falle der Einbaulage direkt unter dem Sparren eine Temperatur unter 12,6 °C annehmen.
Wenn dann, wie in diesem Beispiel warme (20 °C) und feuchte (50% r.F.) Raumluft über die Öffnung [1b] in den - nicht zirkulierenden! - Hohlraum gelang, wird diese im Bereich der Sparren in ihrem Taupunkt unterschritten, also sie kondensiert. Je nach Intensität bilden sich dann am Fußpunkt der schiefen Ebene Feuchtnester, die entsprechende Bauschäden nach sich ziehen.

Im Falle der Folienanordnung wie im unteren Bild bleibt die Folie ausreichend warm und damit trocken.

Der U-Wert als Kriterium des Wärmeschutzes allein reicht zur Beurteilung einer bauphysikalisch korrekten Konstruktion also nicht aus. Die gewählten Temperaturen der Betrachtung entsprechen der DIN 4108. Sie können sich selbst leicht vorstellen was passiert, wenn die Bedingungen verschärft sind: stärkerer Frost außen und höhere Luftfeuchtigkeit innen (Decke über Badezimmer).


Fortsetzung folgt